Mein inneres Café

Mir fehlt das Schreiben im Café: Versorgt mit einem Keks und Cappuccino, mein Notizbuch vor mir, einen Stift, das Handy in Griffweite. Nicht nachdenken zunächst, sondern aufschreiben, was kommt. Gedanken zum Tag, Erlebtes, Gefühle. Über das Schreiben und das, was mich scheinbar vom Schreiben ablenkt. Was noch nachhängt von dem, was im Außen so los ist: Büroalltag, Gespräche mit Kollegen, endlose To-Do-Listen und Termine. Ringen um Fokussierung, die schließlich mit Hilfe des Schreibens gelingt. Den Raum öffnen, Weite zulassen. Die Welt um mich versinkt und dennoch brauche ich sie: Das energische Klopfen, mit dem das gebrauchte Kaffeemehl aus dem Siebträger befördert wird. Das anschwellende Kreischen der Milchschaumdüse. Gelächter und Satzfetzen, die zu mir herüberwehen, von ratschenden Müttern oder Monteuren in Arbeitsklamotten. Das Klappern einer Laptoptastatur. Dass jemand da ist, wenn ich von meinen linierten Seiten aufschaue und innehalte. Und dann höre ich plötzlich diese Stimme in mir: „Früher hast du viel mehr gebloggt“, mault meine innere Schreiberin. „Ja, früher! Da hattest du auch mehr Ideen!“, halte ich ihr entgegen. Sie schweigt, ein bisschen beleidigt. Kein Wunder, denn wir wissen doch beide, dass Schreiben vom Schreiben kommt. Vom Hinsetzen und Tun, auch wenn die ersten Sätze stolpern.

Mir fehlt das Schreiben im Café, schreibe ich. „Das ist traurig“, sagt die Schreiberin. „Aber Schreiben kannst du doch immer, egal wo.“ Stimmt. Umso mehr jetzt, wo ich die seeligen Kaffeehausmomente heraufbeschworen habe. Ich fülle meine Teetasse und tu ein wenig so, als säße ich wirklich dort. Die Worte kommen.

 

was ich habe

ich habe ackererde
an den füßen
darunter die plätze
der steinernen stadt

ich habe das dach überm kopf
den kirschbraunen schreibtisch
und einen weißen aus schichtstoff

ich habe vier telefone
und so viele räume
dazu mein fahrrad, mein radio
handwerker und freundinnen

ich hab eine reihenfolge
für die wörter
und staune täglich
über ihre verschiedenheit

ich habe lange, altmodische flure
und die rote tür zur werkstatt
bei st. leonhard


hier schlägt mein herz
in der stille

Alltagshindernisse

das schaben der hockerbeine
auf den fliesen
staubflusen an teppichrändern
wenn das telefon klingelt
und meine gedanken zerreißt
zeitdiebe in treppenhäusern
gute ratschläge
und meine reflexe darauf
energisches klopfen
bevor die tür aufplatzt
und jemand stör ich? fragt
ihr laut und mein leise
und mein ewiges suchen nach stille

Jahreswechsel in der Schreibwerkstatt

Schriftsteller Regensburg Rädisch Frauenroman Nordsee Bayerischer Wald

Es heißt ja SchreibWERKSTATT und das kann man ruhig wörtlich nehmen: Kurz vor Weihnachten und zwischen den Jahren habe ich hier umgebaut, gebohrt und geschraubt. Auf das Ergebnis bin ich mächtig stolz. Endlich habe ich eine Lösung gefunden, bei der ich meinen einsamen Schreibplatz mit wenigen Handgriffen in einen Gruppenraum für sechs Personen (plus Leitung) verwandeln kann und wieder zurück. Es gibt eine große, weiße Tischplatte (analog zum inspirierenden weißen Blatt) und einen süßen kleinen Anbautisch aus Naturholz mit den perfekten Maßen, den ich je nach Bedarf dazu- oder wegstellen kann.

Gleich nach Silvester setzte ich einen Neujahrsvorsatz um und dübelte das Whiteboard an die Wand, welches bisher auf einer wackeligen Pseudo-Staffelei gestanden und dabei viel Platz gefressen hatte. Nach den wenig ermutigenden Worten meines Vermieters wollte ich schon wieder aufgeben - aber nur beinahe, denn mein handwerklicher Ehrgeiz war entfacht. Ich packte also die Schlagbohrmaschine aus, die ich anno 1995 als Studentin bei einem Discounter erstanden habe - nicht gerade das Highlight unter den Bohrgeräten. Auch mein Bohrersatz ist schon ziemlich abgenudelt ... schließlich brauche ich beides nur alle heiligen Zeiten. Dann nehme ich mir regelmäßig vor, mich endlich besser auszustatten. Was ich nach erfolgreicher Heimwerkerei schnell wieder verdränge.

Bei dem ersten Dübelloch fühlte es sich an, als würde ich mit einem Zahnstocher in einem Stahlträger popeln. Doch immerhin löste sich kein tellergroßer Krater aus dem Putz (das, was ich am meisten fürchte). Vielmehr dauerte es 20 Minuten, bis ich das Bohrloch weit genug vertieft und verbreitert hatte - ich fange immer mit dem kleinsten Durchmesser an, egal wie dick der Dübel ist. An der rechten oberen Ecke wiederholte sich das Ganze: gefühlter Fels, 15 Minuten. Dafür befand sich rechts unten offenbar nur Luft. 20 Sekunden und ein Hauch von Ziegelstaub. Erst das vierte Loch leistete nicht zu viel und nicht zu wenig Widerstand.

Es grenzt an ein Wunder, dass die Dübel 1.) halten und 2.) auch noch an den richtigen Stelle sitzen: Versucht ihr mal, mit zwei Händen eine 120 x 90 cm große Platte einigermaßen waagrecht an die krumme Wand zu halten (aber so, dass nicht das ganze Gewicht an dem ersten, einzigen Dübel hängt) und gleichzeitig noch die Bohrlöcher für die drei anderen Ecken mit einem Bleistift anzuzeichnen ... Doch was soll ich sagen: Nach zwei Wochen hängt das Dingens noch immer fest im Blickfeld der Kursteilnehmenden. Allerdings ist es an der Wand ein wenig dunkel. Das nächste Projekt steht also schon ins Haus: Mission "Beleuchtung". Vielleicht lege ich mir dann endlich mal einen neuen Satz Bohrer zu.

Liebeserklärung an meinen Drucker

Autorin Regensburg Drucker

 

Ich liebe Technik. Vor allem, wenn sie funktioniert. Und für einen Autor ist ein Drucker essentiell - denn er erledigt ja heute in den meisten Fällen das eigentliche "Schreiben" im physikalischen Sinn. Das Wort Manuskript kommt zwar von handgeschrieben, jedoch entstehen professionelle Manuskripte heute ausnahmslos auf einem Drucker (und die meisten Verlage und Agenturen nehmen zur Prüfung eines Veröffentlichungsangebots immer noch lieber Ausdrucke als Dateien entgegen). Auch jeder Diplomand und jede Bacherlorkandidatin kann ein Lied davon singen, wie lästig es ist, wenn kurz vor dem Abgabetermin spätnachts der Drucker versagt. Zeit, diesem Gerät mal wieder eine Würdigung zukommen zu lassen.

 

Durch Zufall habe ich heute einen Artikel wiedergefunden, den ich 2012 auf meinem alten Blog meinem Drucker gewidmet habe. Es handelte sich um einen bereits damals über 10 Jahre alten Brother HL-1450. Und was soll ich sagen - nicht nur läuft das Ding immer noch bei mir zu Hause, ich habe mir zwischenzeitlich sogar für mein Schreibatelier noch einen zweiten angeschafft. Gebraucht natürlich, für gut 30 Euro. Damit kostete er nicht mal ein Zehntel des heimischen Geräts. Nur mit dem Verbrauchsmaterial ist es so eine Sache. Eine Tonerkartusche für den Laserdrucker liegt gerne mal im dreistelligen Bereich, wenn man nicht auf ebay irgendwelche Restbestände erhascht. Genauso die Druckertrommel, die auch regelmäßig ausgetauscht werden muss. Immerhin habe ich inzwischen rausgefunden, wie man die Tonerkartusche GANZ leer macht: indem man den Sensor überklebt, der schon den Druckerstillstand einleitet, wenn eigentlich noch Farbe für hunderte von Seiten drin ist... doch irgendwann ist wirklich Sense und dann habe ich schon mal Material erwischt, das grottenschlechte Ausdrucke produziert. Eine Weile lang beglückte ich daher meine Kursteilnehmer mit grauschleierigen, nicht ganz farbechten Handouts und entschuldigte mich jedes Mal damit, mein Drucker gebe langsam den Geist auf. Dem war aber nicht so: Nach der Anschaffung des nagelneuen Farbgeräts (mit Scanner, Kopierfunktion und allen Schikanen) stellte ich fest: Es lag - wieder einmal - am Verbrauchsmaterial. Nachdem ich wieder Originalteile ohne Lagerschäden eingesetzt habe, produziert der gute alte Laser von neuem gestochen scharfe Ausdrucke - gut und günstig für größere Textmengen.

 

Den neuen Mehrfarbigen nutze ich nun gerne für Flyer und kleine Plakate. Und meine Kursmaterialien werden künftig nicht nur sauberer, sondern auch bunter aussehen :-)

Schreiben als Fixpunkt

regensburg schriftsteller bodensee

 

Türkisblaues Wasser, die Weinberge, der weite Blick, sanftes Schaukeln auf dem Wasser während einer Minikreuzfahrt, ein Glas Rosé bei Sonnenuntergang.

Urlaub am Bodensee - eine traumhafte Woche. Aber.

Ich habe die erste Woche der bayerischen Sommerferien erwischt. Und natürlich herrscht reger Betrieb. Überall quengelnde Kinder, gequälte Eltern, mäkelige Mittelalte am Fähranleger, an der Seilbahn-Talstation, der Aussichtsterrasse, der Museumskasse. Und ich selber mittendrin. Plötzlich kommen sie mir gar nicht mehr so glücklich vor, die anderen und ich - sondern vielmehr kindlich und verweichlicht: Wir haben Urlaub und alles soll schön sein. Missempfindungen haben da keinen Platz, sofortige Bedürfnisbefriedigung ist angesagt. Noch ein Eis, ein Stück Kuchen oder Mittagessen an einem schönen, ruhigen Platz... und hundert andere Menschen, die sich das Gleiche wünschen. Ich spüre, wie auch mich ein Sog erfasst. Es tut mir gar nicht so gut, mich "einfach treiben" zu lassen - mein innerer Kompass ist noch vom Alltag zugemüllt.

Dabei möchte ich einfach nur zur Ruhe kommen. Zu mir. Spätestens das ist der Moment, in dem ich mich ans Schreiben erinnere. Erst halte ich ebendiese Empfindungen fest. Dann das, was um mich herum geschieht. Ich beobachte die Menschen, die kommen und gehen. Wie sie aussehen, wie sie sich verhalten. Woher sie kommen, wie sie auf mich wirken. Und die Räume um mich her. Die Worte verankern mich in der Realität und gleichzeitig schaffe ich mir einen Gedanken-Raum, in dem ich ganz bei mir selber bin - egal, wie dicht die Tische um mich herum besetzt sind. Und ich werde ehrgeizig bei der Suche nach dem richtigen Wort, der richtigen Beschreibung. Welche Farbe haben diese Sessel im Hotel? Ermattetes Weinrot, Flaschengrün? Und die Bar - ist das Klavierlackimitat?

Urlaub heißt ja: Sitzen und Beobachten können, ohne besonderes Ziel. Dann steigen Gedanken, die sonst vom Alltag zugedeckelt sind, an die Oberfläche. Ideen, Programmatisches. Sehnsüchte und Selbsterkenntnisse. Und vielleicht auch ein bisschen Poesie. Oder, ganz pragmatisch: Beschreibungen und Szenen, die sich später in einem Text verwenden lassen. Vielleicht sogar der Ausgangspunkt für eine Kurzgeschichte oder eine spannende Figur.

Im Alltag funktioniert es auch - das habe ich letzte Woche in meiner Schreibwerkstatt wieder erlebt. Zehn Schreibbegeisterte schwärmten aus, um den Sommer in der Stadt zu schreiben - und kamen mit wunderbar detailreichen, feinen Beobachtungen zurück. Und wenn es nur ein Wolkenfeld ist, das der Wind südostwärts treibt.

Geduld ist, wenn man's trotzdem macht ...

Mal ganz ehrlich: Wem fällt es schon leicht, "Geduld" zu haben? Schriftstellerinnen brauchen jede Menge davon. Von den zarten Schreibanfängen - oft schon in der Grundschule - bis zur ersten Veröffentlichung kann ein halbes Leben vergehen.

 

Mark Twain soll mal gesagt haben, dass man zum Schreiben nur ein bisschen Talent braucht, aber ganz viel Sitzfleisch. Allein bis so eine Geschichte überhaupt ausgedacht ist, fließt viel Tinte den Erzählfluss hinunter. Bis man sie als lesbar bezeichnen kann, braucht es möglicherweise mehrere Überarbeitungsgänge. Fertig ist man sowieso nie wirklich.

 

Nach all der Zeit im stillen Kämmerlein kann man schon mal Zweifel am eigenen Text bekommen: Ist das Bullshit oder einfach nur genial? Normalerweise ist es irgendwas dazwischen. Dann heißt es, die Kritik sorgfältig abzuwägen - und sich nochmal dranzusetzen. Irgendwann ist es dann an der Zeit, das Geschriebene in die Welt hinauszuschubsen wie ein Kind, das langsam flügge wird. Es an Agenturen und Verlage zu schicken. Dann heißt es wieder: Warten. Geduldig sein. Denn es gibt unendlich viele Menschen, die gut schreiben und deren Manuskripte sich auf den Schreibtischen der Literaturverantwortlichen stapeln. Manche von denen reagieren überhaupt nicht - mit oder ohne Ansage: "Wenn wir uns innerhalb von 3 (respektive 4, 5, 6 Monaten) nicht melden, gehen Sie bitte davon aus,dass wir kein Interesse haben..."

 

Einige sind aber in der Lage, innerhalb von ein bis zwei Monaten eine Rückmeldung zu geben. Und einige wenige antworten nach langer, langer Zeit. Mein persönlicher Spitzenreiter liegt bei eineinhalb Jahren Reaktionszeit. Unnötig zu erwähnen, dass es sich um eine Absage handelte. Aber immerhin um eine Antwort.

 

Im Falle einer Zusage dauert es wieder eine Weile, bis das Manuskript auf den Markt kommt. Immerhin ist in dieser Zeit auch einiges zu tun: Die Abstimmung des Buchcovers, Klappentext, Lektorat ... und zum Schluss die endgültige Druckfreigabe. Und dann: Wieder warten, bis das Buch erscheint und wie es sich verkauft.

 

Dann warten auf die nächsten Einfälle. Kreative Geduld. Den Geist öffnen. So tun, als ob man gar nicht wartet. Denn geniale Ideen hüpfen nicht frontal durchs Bild. Sie sind zart und durchscheinend wie Seepferdchen, und sobald man nach ihnen greift, verblassen sie vielleicht. Man ist drauf angewiesen, dass sie als mentaler Beifang ins Netz gehen.

 

Zum Glück haben wir keine Wahl: Wir müssen schreiben. Egal ob es öffentlich wird oder nicht. Die ausgedehnten Phantasiereisen meiner Kindheit unternahm ich schließlich aus Lust am Märchenerfinden und Träumen. Zu diesen Träumen gehörte es auch, eines Tages Schriftstellerin zu sein. Offenbar war ich geduldig genug ...

Einfach los

Zeit, mal wieder einen Blogartikel zu schreiben: In den letzten Tagen haben einige Menschen auf meine Webseite gefunden, und es passiert gerade so viel in meinem Leben... über was soll ich schreiben? Ich lege die Finger auf die Tastatur und schreibe einfach los. Das empfehle ich übrigens allen, die gerne schreiben wollen. Die Idee ist natürlich nicht von mir und es klingt einfach, aber man kann es nicht oft genug üben. Manchmal sitze ich im Café oder warte auf mein Mittagessen, und dann kritzle ich in mein Notizbuch. Oder ich packe auf einer Parkbank in der Sonne mein Schreibzeug aus. Dabei spazieren die Ereignisse der vergangenen Tage aufs Papier, Gedanken können sich entfalten, Ideen kommen. Und ich werde mir bewusst, was mich traurig oder fröhlich gemacht hat, was mich ärgert oder freut. Wenn ich "vergesse" zu schreiben, fehlt etwas: Nach einer Weile stellt sich eine gewisse Unzufriedenheit ein.

Vielleicht sollte ich auch jetzt irgendwo sitzen und diese Gedanken einfach nur meinem Buch anvertrauen. Stattdessen teile ich sie hier mit dir, mit Ihnen.

Nach erfüllten Wochen komme ich zu mir: Ein Highlight war natürlich die Buchpräsentation meines Romans Brot und Bitterschokolade im Literaturcafé. Über vierzig Menschen kamen - so viele freundliche, mir wohlgesonnene Zuhörer und Zuhörerinnen! Viele davon begleiten mich und mein Schreiben schon sehr, sehr lange. Was für ein Fest, ein Willkommensfest für mein Buch!

Ebenso sehr freute ich mich über die unbekannten Gesichter. Bedeuten sie doch, dass mein Buch auch unabhängig von meiner Person Interesse auf sich zieht. Und das wünsche ich mir natürlich auch; dass letztlich die Qualität überzeugt bzw. der persönliche Geschmack zugunsten meines Romans entscheidet. Freundinnen und Freunde sind dabei natürlich nicht ganz unparteiisch :-) Zum Glück zählen zu meinem Freundeskreis auch kritische Testleserinnen, die mich bewogen, eine frühere Version des Manuskripts komplett zu verwerfen - und die Geschichte so zu erzählen, wie sie jetzt ist. Denn dass ich sie erzählen wollte, stand außer Frage.

Und nun fand ich mich damit nicht nur auf der Lesebühne, sondern auch in einer Zeitungsredaktion (zum Interview) und mit einem Filmteam auf der Mariaorter Eisenbahnbrücke wieder, einem Schauplatz meines Romans. Das Ergebnis findet sich hier bei TVA.

Der Verlag tut wirklich alles, um mein Buch ins Rampenlicht zu rücken. Ich selber rücke mit - und stelle fest, dass es mir Spaß macht! Natürlich habe ich vor jeder Lesung oder Interviews Lampenfieber. Doch dann geht es meist erstaunlich leicht. Als hätte ich nie etwas anderes gemacht :-)

Und ich bin froh, dass ich nicht wirklich "berühmt" bin. Dass ich einen Alltag habe, in dem niemand mich auf der Straße erkennt und um ein Autogramm bittet, und dass mein ganz "normaler" Job mich erdet.

Sich feiern zu lassen, ist eine Kunst. Ich lerne sie gerade. Jetzt geh ich erst mal Kaffe Kaffeetrinken. Nur ich und mein Notizbuch. 

Aus dem Leben einer Teilzeitschriftstellerin

Zurück im Alltag

So langsam gewöhne ich mich wieder an mein normales Leben. Doch was heißt normal? Nach einem Monat voller künstlerischer Freiheiten, neuer Eindrücke und intensiver Schreibzeit als Writer in Residence in Pécs tauchte ich letzte Woche wieder in meinen Alltag ein: Meine Arbeit als Bauingenieurin, das Schreiben von Blogartikeln, Geschichten und Gedichten, Planen von Schreibkursen, FreundInnen treffen und Kulturveranstaltungen besuchen - das ist mein normales Leben. Das Pécs-Gefühl, wie ich es nenne, lässt sich nicht konservieren. Doch ich habe mir vorgenommen, auch zu Hause noch mehr Kulturmensch zu sein und auch in der scheinbar vertrauten Umgebung das Neue, Schöne und vielleicht auch Fremde gezielt zu suchen. So war ich endlich einmal im Literaturhaus Oberpfalz in Sulzbach-Rosenberg, wo ich fast nahtlos an meine Erlebnisse in Südosteuropa anknüpfen konnte: Mit Literatur als europäische Muttersprache: Begegnung mit AutorInnen aus neun Ländern - Lesungen und Gespräche u.a. mit Harald Grill, Tsvetanka Elenkova (Bulgarien), Vladimir Đurišić (Montenegro): Das geniale Projekt OMNIBUS führt in diesem Sommer insgesamt 100 europäische Autorinnen und Autorinnen von Finnland bis Zypern; auf der gesamten Strecke finden Lesungen, Diskussionen und Workshops statt.

Und auch das Wandern soll in diesem Sommer nicht zu kurz kommen - es beflügelt die Gedanken, die Seele und den Körper sowieso. Deshalb erstürmte ich gleich am Sonntag nach meiner Rückkehr den Kaitersberg und den Burgstall, auf dem ein Fernsehturm steht: Eine wehmütige Erinnerung an meine Wanderung im Mecsek-Gebirge ...

Und dann gilt es natürlich noch die mitgebrachten Texte und Ideen zu verwerten. Das wird wohl noch eine Weile dauern. Irgendein Eisen ist immer im Feuer und ich freue mich wie verrückt auf die Veröffentlichung meines ersten Romans im August, die mein Verlag auf den Weg gebracht hat, während ich weg war. Inzwischen steht meine Autorinnen-Seite auf Facebook, es gibt schon erste Vorbestellungen für das Buch und bald werde ich euch hier informieren, wo die Buchpräsentation von Brot und Bitterschokolade stattfindet - voraussichtlich nach den Sommerferien. Davor lese ich Lyrik bei der Sechsten Nacht der Poesie am 24. Juni im Herzogspark - gemeinsam mit lieben Autoren- und Autorinnenkollegen. Brandneue Gedichte aus Pécs werde ich dort sicher auch vortragen. Am gleichen Wochenende ist Tag der offenen Ateliers im Oberpfälzer Künstlerhaus (das mir ja auch den Aufenthalt in Pécs ermöglicht hat). Ich bin schon gespannt auf die dortigen internationalen StipendiatInnen ... So ist schon wieder einiges los in meinem Leben als Teilzeit-Schriftstellerin - und (natürlich nicht) nebenbei arbeite ich ja auch noch im Bereich der Regensburger Unterwelt ...

 

schriftstellerin regensburg
Auf den Spuren berühmter Dichter: Im Literaturarchiv Sulzbach-Rosenberg

Ankunft in Pécs

frauenroman regensburg

Nun bin ich also hier. In Pécs. Weit im Südosten - von zu Hause aus gesehen. Gute zehn Stunden flog ich im Zug unter tief hängenden Wolken dahin. Beim ersten Zwischenstopp in Linz wehte mir ein kalter Wind um die Ohren, bald darauf sagte ich mein erstes ungarisches Wort: Köszönöm. So bedankte ich mich bei der Ungarin, die wirkte, als hätte sie mir persönlich den reservierten Sitzplatz freigehalten, während ich mich geduldig durch Rentnergruppen und Kofferberge kämpfte. Und ich war stolz, zumindest dieses eine Wort schon mal erfolgreich angewendet zu haben! In Budapest-Kelenföld sah der Himmel ähnlich aus wie in Linz, aber die Luft war mild und frühlingswarm, und ich saß vor (oder hinter?) dem Bahnhof auf einer Bank.

Den ganzen Tag über schaute ich aus dem Fenster und hing meinen Gedanken nach. Nur einmal vertiefte ich mich kurz in ein Buch. Als ich wieder aufsah, waren die Fensterscheiben nass. Dunkelgrau trommelte der Regen auf das Zugdach, während der Zug in Dombóvár geteilt wurde. Ein ein angenehmer Wind wehte herein und milderte die erkältungsbedingte Hustenattacke. Die Bahnbediensteten draußen in leuchtendem Orange, die Kapuzen bis knapp über die Augen gezogen. Ankunft in Pécs kurz vor acht Uhr abends, es war schon fast dunkel. Wie schön, dass ich von meinen freundlichen Gastgebern abgeholt wurde: Károly und Enikő organisieren seit bald zehn Jahren ehrenamtlich das Pécs Writers Program. Beide sprechen sehr gut deutsch, was mir den Start natürlich enorm erleichtert. Eine kurze Fahrt im Auto, ein paar erklärende Worte, und die Wohnung gehörte mir. Ich kochte Erkältungstee, packte ein wenig aus und legte mich schlafen, das stetige Tropfen des Regens vor den Balkontüren.

Heute frühes Erwachen zum gleichen Geräusch. Wieder Teekochen und erstaunlich wenig Lust, rauszugehen. Dabei mag ich den Regen! Und natürlich war ich neugierig auf die Stadt. Doch die Erkältung bremste mich, und ich war einfach nur froh, nach der Hektik vor der Abreise endlich durchatmen zu können und keine bestimmten Pflichten zu haben. Doch das Klopapier war aus und so duldete der erste Einkauf keinen langen Aufschub. Ich brauchte nur einmal um die Ecke zu biegen, und schon stand ich mitten in der Altstadt auf der Kiraly utca. Über Sprachbarrieren hätte ich mir keine Sorgen zu machen brauchen: Das Sortiment im Drogeriemarkt bot einen vertrauten Anblick, und die Verkäuferin war sehr nett zu mir. Dabei hatte ich nur wenige ungarische Silben auf der Zunge und wusste oft nicht mal, ob und wie sie auszusprechen waren - wenn sie mir nicht ohnehin im Hals stecken blieben, weil mir die Erkältung mir auf die Stimme geschlagen hatte.

Auch im Gemüseladen kam ich gut zurecht. Der Anblick von Tomaten ist selbsterklärend und das Wort Paradicsom eigentlich auch. Nur die Währung ist gewöhnungsbedürftig: 1,50 Euro sind ungefähr 400 Forint ... Dafür gibt es zum Beispiel einen Cappuccino, der auch hier so heißt (wie praktisch).

Nach dem erfolgreichen Einkauf richtete ich mich endgültig an meinem kleinen Schreibtisch ein. Die nicht benötigte Tastaturschublade fasst die Laptophülle und den Keksteller, es gibt WLAN und genügend Steckdosen - und es ist wunderbar still und hell hier im Hinterhaus.

Womit beginnen? Schließlich bin ich zum Schreiben hier und nicht etwa aus touristischen Motiven. Ich schrieb meine Aufgaben auf kleine Klebezettel - Blogartikel schreiben, Altes Überarbeiten und Neues dichten - und heftete sie an die Innenwand meines Schreibtisches. Als erstes öffnete ich ein älteres Manuskript.

Und dann kam der neue Duschvorhang: Weiß und fein strukturiert wie ein Brautschleier wird er fortan verhindern, dass ich beim Duschen das Bad flute - ein willkommenes Accessoire. Das Anbringen freilich war mit einer gewissen Geräuschkulisse verbunden und anschließend ging es in der Nachbarwohnung weiter. Für mich das Signal zum Aufbruch: Ich wollte ja sowieso noch einmal in die Stadt. Also raus in den warmen Regen, vorbei an Cafés (eines zu betreten konnte ich mich noch nicht entschließen) bis zum Széchenyi Tér, der von der Moschee Gazi Khassim dominiert wird. Von dort aus weiter zur Kathedrale, während der Regen zuverlässig eine heimelige, verwunschene Stimmung über die Stadt legte.

Als es aufklarte, ging ich ins Café Fragola und trank zwei Cappuccino. Dabei schrieb ich sogar ein Gedicht. Es ist noch nicht so ausgegoren, dass ich es hier präsentieren möchte. Nur so viel: Es kommen Kastanien darin vor. Mächtige, prächtige Schutzbäume, grüngetränkt und mit weißen und rosafarbenen Blüten.

Der Anfang ist gemacht!

 

Abschied vom Trekkingrucksack

Vor bald einem Jahr ging mein gut 20 Jahre alter Trekkingrucksack mit mir auf die letzte große Fahrt: drei Wochen Britrail Ticket in Südengland und Wales. Seit er zerbröselt ist, habe ich mich davor gedrückt, ihn zu ersetzen. Doch am 1. Mai breche ich für vier Wochen nach Südungarn auf: zum Internationalen Stipendium Oberpfälzer Künstlerhaus im Pécs Writers Program. Es musste also ein neuer Großraum-Rucksack her. Oder ein Rollenkoffer. Oder eine Reisetasche. Am liebsten alles zusammen - diese Modelle gibt es zwar, doch sie sind rar und teuer, außerdem ist die Multifunktionalität ein fauler Kompromiss - für eine mehrtägige Hüttentour taugen sie trotz Tragesystem nicht. Es dauerte eine Weile, bis ich mir eingestand: Ich brauche keinen 90-Liter-Rucksack mehr. Nie wieder. Für die paar Meter am Bahnhof oder vom Zug zum Taxi ist ein Trolley praktischer, und man fegt damit auch keine Mitreisenden vom Perron. Also strich ich die Rucksackfunktion von der Anforderungsliste. Doch die Rollenkoffer wirkten spießig, die meisten Reisetaschen zu stylish, zu sportlich oder zu schrill. Schließlich fand ich doch noch eine schöne Tasche auf Rädern: Geradlinig, schwarz und blau. So genanntes "Weichgepäck". Bin ich ein Weichei geworden? Ach was. Der Abschied vom Trekkingrucksack birgt nur so viele andere Abschiede: Abschied von dem wilden Leben, in dem ich nach einer Nacht auf der Isomatte noch ohne die Hilfe einer Physiotherapeutin aufstehen konnte. Und zwar gut erholt. Abschied von den Zeiten, als ich noch am Stück 1.000 Höhenmeter zu Fuß überwinden konnte und anschließend aus Versehen einen Umweg von zwei Stunden ging. Abschied vom Leben mit leichtem, schwerem Gepäck. Aber es muss ja kein vollständiger Abschied sein: Ich habe ja noch den 40-Liter-Rucksack für die kleineren Touren; mehr kann mein Rücken ohnehin nicht tragen. Und der Taschentrolley hat zwei sehr stabile, große Henkel, die man zur Not als Rucksackriemen nutzen kann ...

Frankenstraße, hoher August

gedicht regensburg

ein Flirren von Verkehr und Hitze

36 Grad im Schatten

den es nicht gibt

 und 60 km/h auf dem

 Asphalt

 weiße Streifen, die bei Grün

die Brandung teilen

ohne Gischt

Musik aus beweglichen Innenräumen daneben

Motoren und Rollgeräusche

 scharfe Strahlen kratzen

 an Fassaden und mulchen

den Gehsteigrand

unbeteiligt die Haltestelle

ohne Bus

ohne Fahrgäste

bei Rot

steht die Zelle

im Vakuum

bereit an der einsamsten

aller Straßen

eine Sekunde

 


Entschuldigung: Zur Zeit gestört

regensburg schreibwerkstatt

 

Sie haben Wände aus Glas, eine Tür und dieses grau-magentafarbene Interieur. So ziemlich alles an ihnen ist gerade, im Winkel. Sogar der Hörer. Nur die Tasten sind leicht abgerundet. Hinein geschraubt in diese eckige Abgeschlossenheit: Der klobige Telefonapparat, sein Deckel waagrecht. Eine kleine Konsole, auf die man beim Telefonieren ein Notizbuch auflegen kann, gleich neben die verendeten Insekten. Zweckmäßig ist das. Wer kommuniziert, möchte Informationen erhalten und sie festhalten. Vielleicht aber auch nicht. Ich erinnere mich noch an die Zeit in meiner allerersten Wohnung, ohne Telefon und ohne Handy. Die so genannte fernmündliche Kommunikation erforderte einen Spaziergang zu einer der wenigen Telefonzellen im Ort. Die war damals noch pummelig gelb und wenn man Glück hatte, hob der andere auch ab. Liebesworte wurden ausgetauscht, ein Stelldichein vereinbart. Zumindest aber war es trocken in diesen Zellen und manchmal auch warm; vielleicht auch stickig. Als die ersten Handys aufkamen, sah man manchmal noch Menschen damit in Telefonzellen Zuflucht suchen. Heute sind diese kleinen Wind- und Wetterschutzhäuschen weitgehend aus dem öffentlichen Raum verschwunden; öffentliche Telefone hängen an minimalistischen Stelen unter einem Stummeldach.

Umso überraschender, wenn ich hin und wieder doch auf eine dieser letzten echten Zellen treffe. Ein Exemplar steht beispielsweise hier in Regensburg neben dem Goethe-Gymnasium. Doch in einer Zeit, in der schon Grundschüler von ihren Eltern mittels Handy fernüberwacht werden, ist sie überflüssig geworden. Wahrscheinlich hat noch niemand außer mir bemerkt, dass das Telefon nicht mehr funktioniert. Entschuldigung, zur Zeit gestört, steht auf dem Display zu lesen. Stören tut das wahrscheinlich niemanden.

 

Stadtamhof

unterwegs nicht
mobil erreichbar
weit entfernt
für Augenblicke
intim mit der Welt
unterm Fenster
aus dem sich
die Mutter beugt
das Kind
unterm Arm
nebenan Gardinen
mein Dorf
in der Stadt
Espresso und Zeit
in kleinen Schlucken

Höre auf den Rat der Tulpe

lebenskunst regensburg

Als ich gestern ins Atelier kam, ließen sich zwei der fröhlichen rot-gelben Tulpen jämmerlich hängen. Offenbar reichten ihre Stängel nicht bis zum Grund der Vase, und das Wasser war knapp geworden. Ich füllte nach und wartete. Eine schien sich schon bald wieder aufzurichten, die andere blieb schlapp. Hatte ich sie umgebracht? Zum Glück nicht: Gestern noch vereinzelt traurig, tragen jetzt alle Tulpen wieder ihre Köpfe hoch. Sie haben mir gezeigt, was sie brauchen, und sich schnell wieder erholt! So einfach ist das. Und ich höre auf den Rat der Tulpe: Zwar geht mir manchmal auch der Saft aus, und ich hänge durch. Doch ich weiß auch, wie ich meine Reserven wieder auffüllen kann. Termine absagen, Schreiben in meinem Lieblingscafé. Oder mich im Schwimmbad an den Massagedüsen suhlen. Und manchmal kaufe ich mir Blumen.

Auf Langlaufschiern durch Regensburg?

regensburger frauenroman

Gestern habe ich es auf ungefähr 15 Kilometer gebracht - zu Fuß in Etappen von jeweils 3 Kilometern; früh, mittags, abends. Der Schnee machte mir das Radfahren zu gefährlich und den Bus nehme ich nur im Notfall. Und heute? War ich zum Langlaufen querfeldein an der Donau! Mit einem Abstecher quer durch den kleinen Park voller Glitzerschnee bis an den Weinweg, denn der Badebereich an der Schillerwiese wird ja gerade umgebaut und eine Teilstrecke des Donauradweges ist gesperrt. Beim Langlaufen war ich übrigens nicht die einzige: Bald nach dem Einstieg an der Autobahnbrücke beim Pfaffensteiner Wehr stieß ich auf eine weitere Spur, und einmal hatte ich sogar Gegenverkehr. Trotzdem, das Schilaufen mitten in Regensburg lässt die Leute aufschauen und man kommt ins Gespräch. So bestätigte mir eine Dame, dass sie schon einmal eine gespurte Loipe im Stadtwesten gesehen habe. Und meines Wissens verfügt das Gartenamt auch über ein Spurgerät. Eine kleine Recherche fördert einen Loipenplan von 2013 zutage, mit Strecken auf den Winzerer Höhen oder von Kareth nach Tremmelhausen. Traumhaft muss das sein! Nur leider ist es selten, dass in Regensburg einmal ausreichend Schnee fällt und dann auch noch liegen bleibt. Heute jedenfalls fing er nach einer Stunde auch schon wieder an zu kleben - Spaß gemacht hat es trotzdem und die neue Langlaufausrüstung ist eingeweiht! Morgen probiere ich es auf den Radlweg zwischen Wenzenbach und Falkenstein - natürlich nur auf einer Teilstrecke dazwischen ;-)

 

regensburger autorin
An der Donau

Über das Schuheputzen

Meine Mutter hat mir das Schuheputzen beigebracht - und ich hasste es. Heute zähle ich es zu meinen wertvolleren lebenspraktischen Fähigkeiten. Schuhe säubern und trocknen lassen; eincremen, wieder trocknen lassen und schließlich glattpolieren. Zumindest dieser letzte Arbeitsgang ist mit einer gewissen Befriedigung verbunden: Es ist wieder mal geschafft, die Schuhe glänzen. Oft genug staune ich dann über die Schönheit meines Schuhwerks. Und wie immer schwindet der Drang, mir Neues zu kaufen: Das Alte war doch klug gewählt, ist haltbar und formschön - so lange es gut gepflegt ist.

Doch was, wenn findige Designer einem einen Strich durch die Rechnung machen? Der allseits in Mode gekommene Vintage-Chick zum Beispiel: Dinge, die wirken, als wären sie in Ehren gealtert. Jeans im Used-Look, Lederjacken die aussehen, als hätten sie schon ein Vierteljahrhundert auf dem brüchigen Buckel, den abgewetzten Ärmeln. Dinge, die einen Charakter vorspiegeln, den sie noch gar nicht erworben haben können.

Wie diese Winterstiefel von Mustang, aus dem winzigen Schuhladen am Fuße der Burgruine in Kallmünz: Faltiges Leder mit einer staubig-verwitterten Oberfläche, das innere Bilder aufsteigen lässt von Cowboys, die tagelang durch menschenleeres Gebiet voranreiten, mit ihren tapferen Pferden durch Flussbetten preschen, dass das Wasser nur so aufspritzt. Mit Stiefeln an den Füßen, die sowohl dem Wasser als auch dem rauen, sandigen Wind trotzen. Stiefel, die abends vor dem Lagerfeuer ausgezogen und getrocknet werden.

Was passiert nun, wenn man diesen Stiefeln mit Wasser, Seife und Schuhcreme zu Leibe rückt? Richtig: Am Ende glänzen sie völlig unromantisch, nur die Falten sind noch da. Bleibt zu hoffen, dass sie durch Gebrauch, Vernachlässigung und Tausalz wieder jene wild-romantische, cowboymäßige Patina annehmen, die ihnen zusteht.


Auf der Höhe

Auf meinem täglichen Spaziergang über die Winzerer Höhen treffe ich den Weltenbummler wieder. Zuvor sind dicke, dunkle Wolken das Donautal hinunter gezogen und haben ein Schneegestöber ausgelöst, in dem sowohl Kareth als auch die Domtürme kurzzeitig verschwanden. Das dünne Weiß vermag die braunen Felder und grünen Wiesen nicht ganz zu bedecken, doch etwas winterlicher ist es nun - endlich. Dann reißt die Wolkendecke wieder auf. Während Teile der Landschaft im Nebel liegen, gleißt bei Mariaort die Sonne auf dem Fluss und der Himmel leuchtet. Von irgendwoher höre ich meinen Namen rufen; auf dem Grillplatz brennt ein lustiges Lagerfeuer. Der Weltenbummler hat im Zelt übernachtet, seine Outdoor-Ausrüstung ist gut in Schuss, nur etwas trockener könnte es sein, aber das Schneetreiben hat dem Weltenbummler und seinem Feuerchen nichts anhaben können. Ein Wintermärchen! meint er nur. Wir plaudern ein wenig, zwischendurch ruft ein Freund aus Bulgarien an, eine Telefonnummer wird notiert und ich verstehe sogar zwei, drei Zahlen, weil sie ähnlich wie im Tschechischen klingen. Nula (okay - das ist nicht schwer :-)) und dva (zwei). Den Freund hat mein Weltenbummler - ebenfalls auf Wanderschaft - bei einer Reise durch seine bulgarische Heimat kennengelernt. Wobei es diese Heimat, die er mir als entrücktes Naturparadies schildert, so nicht mehr zu geben scheint. Hinter den munteren Worten schimmert eine Entwurzelung durch, ausgelöst von politischen und persönlichen Verwerfungen.

Schließlich gesellt sich noch ein Grüppchen Spaziergänger zu uns, drei Erwachsene und zwei Mädchen. Sie haben Punsch dabei und Josef, der Bulgare auf Wanderschaft, teilt Schokolade aus. Als ich zu Hause ankomme, ist es schon fast dunkel, und ich bin froh, dass ich nicht in einem Zelt oben auf den Höhen übernachten muss. Josef will es so. Und er weiß das Alleinsein auf Reisen zu gestalten.

 

Ferne Häfen

Von den Winzerer Höhen her kommend, spaziere ich über den Fußgängersteg bei Pfaffenstein. Just in diesem Moment schiebt ein Frachtschiff seinen Bug unter der Brücke hindurch, Trapezbleche gleiten einladend nah vorbei. Wie leicht es wäre, jetzt zu springen! Ob sie mich wohl mitfahren ließen?

"If you were James Bond...", sagt plötzlich eine Stimme neben mir.

"... I would have jumped!", vollende ich den Satz vergnügt. "I just thought about it!"

Ich drehe mich nach links und erblicke den Mann, der meine Gedanken erraten hat: Er ist nicht sehr groß und trägt einen stattlichen Rucksack. Aus seinem nicht mehr ganz jungen, dreitagebärtigen Gesicht blicken dunkle Augen, in denen sich die ganze Welt zu spiegeln scheint. Und richtig: Wien, Regensburg, die Bahamas, New York, Chicago und Marbella sind nur einige der Stationen, an denen sich der Sportarzt jeweils für einige Zeit niedergelassen hatte. Das erzählt er mir jetzt in gutem Deutsch mit osteuropäischem Akzent. Wir gehen ein Stück zusammen. Meine eigenen Reiseerfahrungen nehmen sich eher bescheiden aus: Urlaube in Europa, ein Auslandssemester in Dänemark, Sprachferien in Spanien und freundschaftliche Verbindungen nach Österreich und in die Schweiz. Umso lieber mag ich die Reisegeschichten anderer - und den ungewöhnlichen Blick auf uns, die Deutschen. Kaum ein anderes Volk, das so viel wandert, sagt mein Weltenbummler. Das ist doch was! Auch ich bin eine Wandererin. Mit den Füßen und im Herzen. Als Jugendliche wollte ich einmal Binnenschifferin werden, und noch heute packt mich beim Anblick der Containerschiffe manchmal das Fernweh - nach nördlichen Häfen und den Orten, zu denen man von dort aus aufbrechen kann. Inzwischen sind wir auf der Südseite des Wehres angekommen.

"Das nächste Mal springen Sie!", sagt mein Bekannter und zwinkert mir zu. Dann wendet er sich in Richtung Westbad, und ich gehe in der entgegengesetzten Richtung davon.

 

 

Die Geschichten liegen auf der Straße

... oder stehen auf dem Parkplatz. Gestern spricht mich vor dem Supermarkt eine Dame an, auf Englisch mit italienischem Akzent. Sie öffnet ihre große gelbe Plastiktüte, in der ich einige Gläser und Flaschen erspähe. Wo sie diese abgeben könne? Da fällt mir nur der Glascontainer in der Nähe meiner Wohnung ein, einen guten Kilometer entfernt von hier. Schon bittet mich die Frau, ihr Altglas zu übernehmen. Sie wirkt freundlich und ehrlich in Nöten: Heute ist ihr letzter Tag in Regensburg, und offensichtlich will sie ihre Ferienwohnung sauber hinterlassen. Das weckt irgendeinen verborgenen deutschen Gastgeberimpuls in mir - schon strecke ich die Hand nach der Tüte aus; sie müsse das Zeug auf keinen Fall mit nach Italien nehmen, versichere ich ihr. Sie verabschiedet sich erleichtert. Und ich lege die Tüte in den Kofferraum. Auf dem Heimweg frage ich mich: Was, wenn doch nicht nur Altglas drin ist? So genau habe ich schließlich nicht hingeschaut. Es könnten auch Drogen drin sein oder Waffen. Aber mein Instinkt sagt, dass alles in Ordnung ist. Außerdem bin ich neugierig, welche Geschichte der Inhalt der Tüte erzählt. Am Glascontainer hole ich eine Champagnerflasche und drei große Schraubgläser heraus, in denen sich laut Etiketten Sellerie bzw. saure Gurken befanden. Außerdem eine Flasche Wodka Imported from Russia, darunter kyrillische Schriftzeichen. Ich stelle mir ein italienisches Paar mittleren Alters vor, das für ein paar Tage Urlaub in der Domstadt macht. Was sind das für Leute, die in der kurzen Zeit eine ganze Flasche Wodka austrinken? Oder haben sie das Zeug von zu Hause mitgebracht? Und der viele Sellerie? Man sagt ihm ja potenzsteigernde Wirkung nach... Fragen über Fragen, die mich, wenn ich wollte, tief in eine Geschichte führen könnten. Wenn man nur ein bisschen die Augen offen hält und sich auf Begegnungen einlässt, bietet sich täglich jede Menge Stoff zum Schreiben.

Schlüssel

wie schreibe ich einen roman regensburg

Man möchte meinen, dass ein Schlüssel leichter verschwindet als ein Haus oder ein Auto. Trotzdem ist es oft umgekehrt: In einer vergessenen Schublade findest du einen Schlüssel, zu dem es gar kein Schloss mehr gibt. Er macht dich ratlos oder weckt Erinnerungen: An dein erstes Auto, das längst verschrottet wurde, oder das kleine Schloss an dem Tagebuch, das du mit fünfzehn führtest. Du bist schon mehrfach umgezogen, und es gibt Türen, durch die du nie mehr gehen wirst. Womöglich findest du den Schlüssel zu dem Haus in Schlesien, das deine Mutter verlassen musste, als sie ein Kind war. Vielleicht könnte er sogar noch eine Tür aufschließen. Doch dein Onkel, dem du den Schlüssel zeigst, nimmt ihn mit auf eine Reise nach Polen, wo er ihn in die Oder wirft.

 

Hanns-Josef Ortheil: Schreiben dicht am Leben

Notieren und Skizzieren.

Duden Verlag 2012

 

Das handliche Buch aus der schön gestalteten Reihe "Kreatives Schreiben" des Duden Verlags ist eine Einladung zum zwanglosen Beobachten und Notieren. Hanns-Josef Ortheil zeigt uns am Beispiel bekannter Autoren und Autorinnen, welche Wirkung auch knappe Notate und Beobachtungen haben können, und wie man selbst solche Aufzeichnungen vornimmt: Notieren als Fotografieren, Porträtieren, Genaues Zeichnen, Präsentieren; Notieren von Emotionen und Passionen. Am Ende jedes Kapitels stehen kleine Schreibaufgaben, die leicht in die Praxis umzusetzen sind. Bereits in dem Buch "Wie Romane entstehen" durften wir ja dem Autor über die Schulter schauen und lernten Ortheils Arbeitsweise als fortwährendes Beobachten und Notieren kennen, das schon die Keimzelle einer Geschichte in sich trägt. "Schreiben dicht am Leben" ist dazu eine gute Ergänzung und darf wohl als systematische Wahrnehmungsschulung verstanden und umgesetzt werden.

 

So habe auch ich mich gleich von einer einfachen Beobachtung inspirieren lassen:

 

Ein haariger gebräunter Arm auf einer Plastiksessellehne. Der kurze Ärmel eines T-Shirts. Finger, die eine Zigarette halten, und ein breiter Silberring. Lederstiefel. Unter dem Stuhl eine Flasche Rotwein, ungeöffnet. Die Armeejacke auf dem Schoß. Ein Lachen tief aus der Kehle. Rauch.

Beamtenblues

Fünfzehn Jahre

Brauchte er

Um zu erkennen

Dass das Geräusch

Im Flur

Keine sich öffnende Tür

Sondern ein vorwärts springender

Zeiger ist

 

Big Data, little knowledge

Edward Snowden auf der Flucht vor der NSA. Datenklau durch Google, Amazon und Co. Sechzehn Millionen ergaunerte Zugangsdatenkombinationen. Dicke Luft wegen des ausgespähten Kanzlerinnenhandys. Was ist geworden aus dem Versprechen unbegrenzter (Informations-)Freiheit und digitaler Mobilität? 

 

Technik, Politik und der "größte Bluff der Weltgeschichte" ist der Titel der heutigen Ausgabe von Lesart,  einer Sendung auf Deutschland Radio Kultur. Es ging um das Sammeln und Auswerten enormer Datenmengen - ausgehend von der Tatsache, dass die weltweite Verfügbarkeit von Daten und die Vernetzung von Millionen Menschen einst ein Menschheitstraum war, der durch das Internet wahr zu werden schien.

 

Doch es ist ein schmaler Grat zwischen Transparenz und Überwachung. Leider leben wir nicht in einer Welt, in der wir einander vorbehaltlos vertrauen dürfen; die Preisgabe von Daten im Internet ist immer ein Risiko. Auch wenn viele Menschen das nicht weiter zu beunruhigen scheint: Heute hörte ich im Radio, dass ungefähr 1,6 Millionen Betroffene durch den BSI-Sicherheitstest erfuhren, dass ihre Mailadresse und Zugangsdaten zu den "gekaperten" gehören. Die anderen 90 % wissen noch nichts davon. Vielleicht ist es ihnen egal. Oder ihre Rechner sind längst lahmgelegt...

 

Vermutlich ist das wirtschaftsstarke Deutschland ein besonders guter Markt für geklaute Zugangsdaten - allein schon zahlenmäßig. Denn während Europa zu den bestvernetzten Regionen gehört, hat mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung noch gar keinen Zugang zum Internet.

 

Unser Wohlstand macht uns anfällig. Nicht für Hunger, Durst oder extreme Umweltbedingungen. Aber für den Verlust unserer Privatsphäre und den Missbrauch unserer Daten. Auch der kann im Zweifel existenzbedrohend sein und die Teilhabe am (Wirtschafts-)Leben verhindern - etwa, wenn ein Jobbewerber durch ungünstige Aktivitäten in Sozialen Netzwerken auffällt oder plötzlich kein Konto zu bekommen ist, weil die Auswertung irgendeiner intransparenten Datenbank eine schlechte Zahlungsmoral erwarten lässt.

 

Noch nie war es so einfach, persönliche Meinungen, Fotos oder biografische Daten auszutauschen - und noch nie hatte der oder die einzelne so wenig Kontrolle darüber, was damit geschieht.

 

Besser als Bargeld

Manchmal bekommt man Gutscheine aus Verlegenheit geschenkt und muss dann Orte aufsuchen, an die man sonst nie kommt: Ein Hot-Stone-Massagestudio, ein Floating-Center oder gar das Donaueinkaufszentrum. Das kann zu neuen Erfahrungen führen oder aber dazu, dass das Geschenk nie eingelöst wird. Ein Volltreffer hingegen ist es, wenn mir eine liebe Freundin 10 Euro Guthaben beim Café Anna schenkt. Dann kann ich an so einem wunderbaren hellen Wintertag, wie er in Regensburg selten ist, mit ungefähr hundert anderen zur Theke drängen und mir einen großen Café au lait bestellen. Anstatt den Geldbeutel zu zücken, reiche ich dem Kellner meinen Gutschein - und erfahre: Den Rest müsse er mir in bar auszahlen, da der Gutschein aus einer anderen Filiale stamme. Was mir nicht wirklich einleuchtet, doch immerhin ist Bargeld eine sichere Sache, noch sicherer als ein Stück Papier, auf dem der Restbetrag geschrieben steht. Oder? Trotzdem bin ich irgendwie enttäuscht. Der Gutschein sagte: Schau her, ich hab an dich gedacht, und ich weiß, was dir gefällt. Harte Währung dagegen verschwindet im Geldbeutel, und es ist fraglich, ob ich beim nächsten Kaffee noch dran denke, dass ich eingeladen worden bin. Kurzerhand stecke ich anstelle des Gutscheins das Restgeld in den Umschlag und schreibe drauf: Für Café Anna, von K.

Fröhliches neues Schreibjahr und Domblick!

schreibwerkstatt regensburg

Heute Morgen habe ich das alte Jahr und mein Atelier herausgefegt, meine einzige Topfpflanze gegossen (warum nur scheinen Pflanzen umso besser zu gedeihen, je länger man sie in Ruhe lässt?) und den Schreibbetrieb wieder aufgenommen. Und schon scheint die Sonne! Und so kann ich euch auch einen der Gründe zeigen, warum ich dieses Atelier angemietet habe: Es ist der Domblick - zart ragen die Türmchen in den blauen Himmel, zwischen winterkahlen Bäumen und glänzenden Edelstahlkaminen...

 

Ein fröhliches Jahr euch allen!

Maulwurfshügel beobachten

Ein Sonntagnachmittag im Dezember. Der Wetterbericht meldet Wolken über ganz Bayern. Ganz Bayern? Nein: Ausgerechnet über Regensburg, der Stadt mit den vermutlich meisten Hochnebeltagen in ganz Bayern, klafft ein Loch in den Wolken. Bis ich allerdings rauskomme, hat sich der Sonnenschein schon fast verflüchtigt. Zuvor meinte ich noch ein paar kleine Haushaltspflichten erledigen zu müssen. Nun aber sitze ich auf einer Bank an der Donau. Für Anfang Dezember ist es nicht besonders kalt. Ich schaue über die sich blaugrau kräuselnde Donau zu den Winzerer Höhen hinüber.

Doch was ist das? Am unteren Rand meines Gesichtsfeldes regt sich was. Ich schaue genauer hin: Direkt zu meinen Füßen ist die speckigbraune Erde aufgetürmt wie Kuchenstreusel. Darunter ackert jemand. Ich warte. Da! Schon wieder bewegt sich was, und ich erwarte fast, ein kleines Schaufelhändchen oder eine Schnauze aus dem Dreck spitzen zu sehen. Aber da ist der Maulwurf ganz bei sich selbst. Unterirdisch buddelt er und denkt gar nicht daran, ans Licht der Welt zu treten. Vielleicht müssen die Gänge für den Winter tiefer gelegt werden? Und er hat kein Bedürfnis, rauszukommen. Alles, was er braucht, findet er unter der Erde. Beruhigt und beschwingt kehre ich in meine Wohnhöhle zurück.

Die Stunde der Migranten

Sonntagmorgens um viertel nach sieben im Sechserbus: Für mich eine unübliche Zeit und ein unübliches Verkehrsmittel. Viele Menschen sind noch nicht unterwegs. Dafür aber einige, deren Vorfahren nicht unbedingt nur Bajuwaren waren - wobei die Bayern selbst im Laufe der Jahrhunderte ja auch den verschiedensten ethnischen Einflüssen aus nah und fern ausgesetzt waren. Der müde junge Mann auf dem Doppelsitz nebenan jedenfalls könnte aus Indien stammen, oder auch Pakistan. Kommt er von der Arbeit nach Hause? Er wirkt auf mich nicht so, als ob er einfach die Nacht durchgefeiert hätte. Schon gar nicht im Stadtwesten, aus dem der Bus kommt. Obwohl: Die meisten Nächte habe ich wohl in privatem Rahmen durchgemacht, im angeregten Gespräch. Vielleicht auch er. Vielleicht sind ferne Verwandte zu Besuch, und es gab ein großes Fest? Neben ihm liegt etwas, das aussieht wie ein Kellnergeldbeutel. Vielleicht muss ich deswegen ans Hotelgewerbe denken. Möglich, dass er irgendwo eine Morgenschicht beginnt. Und der andere Mann? Der, der so dunkelhäutig und wettergegerbt aussieht? Ziemlich dünn ist er. Drahtig auch. Trägt Jeans und eine Jacke, die für die Jahreszeit zu kalt sein dürfte. Später steigen ein paar schwarze Frauen zu. Was sagt es über mich, dass ich an Putzfrauen denken muss? Andererseits sind die ja wirklich oft zu nachtschlafender Zeit unterwegs - und wenn das gemeine Volk dann wach ist, glänzen Büros und Läden sauber... Vielleicht aber fahren die Frauen auch ans Klinikum und kamen als dringend benötigte Pflegekräfte ins Land. Fragen über Fragen... und nur deshalb, weil ich einmal an einem für mich ungewohnten Ort, zu ungewohnter Stunde unterwegs bin. Der Stunde der Migranten...