2017

Liebeserklärung an meinen Drucker

Autorin Regensburg Drucker

 

Ich liebe Technik. Vor allem, wenn sie funktioniert. Und für einen Autor ist ein Drucker essentiell - denn er erledigt ja heute in den meisten Fällen das eigentliche "Schreiben" im physikalischen Sinn. Das Wort Manuskript kommt zwar von handgeschrieben, jedoch entstehen professionelle Manuskripte heute ausnahmslos auf einem Drucker (und die meisten Verlage und Agenturen nehmen zur Prüfung eines Veröffentlichungsangebots immer noch lieber Ausdrucke als Dateien entgegen). Auch jeder Diplomand und jede Bacherlorkandidatin kann ein Lied davon singen, wie lästig es ist, wenn kurz vor dem Abgabetermin spätnachts der Drucker versagt. Zeit, diesem Gerät mal wieder eine Würdigung zukommen zu lassen.

 

Durch Zufall habe ich heute einen Artikel wiedergefunden, den ich 2012 auf meinem alten Blog meinem Drucker gewidmet habe. Es handelte sich um einen bereits damals über 10 Jahre alten Brother HL-1450. Und was soll ich sagen - nicht nur läuft das Ding immer noch bei mir zu Hause, ich habe mir zwischenzeitlich sogar für mein Schreibatelier noch einen zweiten angeschafft. Gebraucht natürlich, für gut 30 Euro. Damit kostete er nicht mal ein Zehntel des heimischen Geräts. Nur mit dem Verbrauchsmaterial ist es so eine Sache. Eine Tonerkartusche für den Laserdrucker liegt gerne mal im dreistelligen Bereich, wenn man nicht auf ebay irgendwelche Restbestände erhascht. Genauso die Druckertrommel, die auch regelmäßig ausgetauscht werden muss. Immerhin habe ich inzwischen rausgefunden, wie man die Tonerkartusche GANZ leer macht: indem man den Sensor überklebt, der schon den Druckerstillstand einleitet, wenn eigentlich noch Farbe für hunderte von Seiten drin ist... doch irgendwann ist wirklich Sense und dann habe ich schon mal Material erwischt, das grottenschlechte Ausdrucke produziert. Eine Weile lang beglückte ich daher meine Kursteilnehmer mit grauschleierigen, nicht ganz farbechten Handouts und entschuldigte mich jedes Mal damit, mein Drucker gebe langsam den Geist auf. Dem war aber nicht so: Nach der Anschaffung des nagelneuen Farbgeräts (mit Scanner, Kopierfunktion und allen Schikanen) stellte ich fest: Es lag - wieder einmal - am Verbrauchsmaterial. Nachdem ich wieder Originalteile ohne Lagerschäden eingesetzt habe, produziert der gute alte Laser von neuem gestochen scharfe Ausdrucke - gut und günstig für größere Textmengen.

 

Den neuen Mehrfarbigen nutze ich nun gerne für Flyer und kleine Plakate. Und meine Kursmaterialien werden künftig nicht nur sauberer, sondern auch bunter aussehen :-)

Schreiben als Fixpunkt

regensburg schriftsteller bodensee

 

Türkisblaues Wasser, die Weinberge, der weite Blick, sanftes Schaukeln auf dem Wasser während einer Minikreuzfahrt, ein Glas Rosé bei Sonnenuntergang.

Urlaub am Bodensee - eine traumhafte Woche. Aber.

Ich habe die erste Woche der bayerischen Sommerferien erwischt. Und natürlich herrscht reger Betrieb. Überall quengelnde Kinder, gequälte Eltern, mäkelige Mittelalte am Fähranleger, an der Seilbahn-Talstation, der Aussichtsterrasse, der Museumskasse. Und ich selber mittendrin. Plötzlich kommen sie mir gar nicht mehr so glücklich vor, die anderen und ich - sondern vielmehr kindlich und verweichlicht: Wir haben Urlaub und alles soll schön sein. Missempfindungen haben da keinen Platz, sofortige Bedürfnisbefriedigung ist angesagt. Noch ein Eis, ein Stück Kuchen oder Mittagessen an einem schönen, ruhigen Platz... und hundert andere Menschen, die sich das Gleiche wünschen. Ich spüre, wie auch mich ein Sog erfasst. Es tut mir gar nicht so gut, mich "einfach treiben" zu lassen - mein innerer Kompass ist noch vom Alltag zugemüllt.

Dabei möchte ich einfach nur zur Ruhe kommen. Zu mir. Spätestens das ist der Moment, in dem ich mich ans Schreiben erinnere. Erst halte ich ebendiese Empfindungen fest. Dann das, was um mich herum geschieht. Ich beobachte die Menschen, die kommen und gehen. Wie sie aussehen, wie sie sich verhalten. Woher sie kommen, wie sie auf mich wirken. Und die Räume um mich her. Die Worte verankern mich in der Realität und gleichzeitig schaffe ich mir einen Gedanken-Raum, in dem ich ganz bei mir selber bin - egal, wie dicht die Tische um mich herum besetzt sind. Und ich werde ehrgeizig bei der Suche nach dem richtigen Wort, der richtigen Beschreibung. Welche Farbe haben diese Sessel im Hotel? Ermattetes Weinrot, Flaschengrün? Und die Bar - ist das Klavierlackimitat?

Urlaub heißt ja: Sitzen und Beobachten können, ohne besonderes Ziel. Dann steigen Gedanken, die sonst vom Alltag zugedeckelt sind, an die Oberfläche. Ideen, Programmatisches. Sehnsüchte und Selbsterkenntnisse. Und vielleicht auch ein bisschen Poesie. Oder, ganz pragmatisch: Beschreibungen und Szenen, die sich später in einem Text verwenden lassen. Vielleicht sogar der Ausgangspunkt für eine Kurzgeschichte oder eine spannende Figur.

Im Alltag funktioniert es auch - das habe ich letzte Woche in meiner Schreibwerkstatt wieder erlebt. Zehn Schreibbegeisterte schwärmten aus, um den Sommer in der Stadt zu schreiben - und kamen mit wunderbar detailreichen, feinen Beobachtungen zurück. Und wenn es nur ein Wolkenfeld ist, das der Wind südostwärts treibt.

Geduld ist, wenn man's trotzdem macht ...

Mal ganz ehrlich: Wem fällt es schon leicht, "Geduld" zu haben? Schriftstellerinnen brauchen jede Menge davon. Von den zarten Schreibanfängen - oft schon in der Grundschule - bis zur ersten Veröffentlichung kann ein halbes Leben vergehen.

 

Mark Twain soll mal gesagt haben, dass man zum Schreiben nur ein bisschen Talent braucht, aber ganz viel Sitzfleisch. Allein bis so eine Geschichte überhaupt ausgedacht ist, fließt viel Tinte den Erzählfluss hinunter. Bis man sie als lesbar bezeichnen kann, braucht es möglicherweise mehrere Überarbeitungsgänge. Fertig ist man sowieso nie wirklich.

 

Nach all der Zeit im stillen Kämmerlein kann man schon mal Zweifel am eigenen Text bekommen: Ist das Bullshit oder einfach nur genial? Normalerweise ist es irgendwas dazwischen. Dann heißt es, die Kritik sorgfältig abzuwägen - und sich nochmal dranzusetzen. Irgendwann ist es dann an der Zeit, das Geschriebene in die Welt hinauszuschubsen wie ein Kind, das langsam flügge wird. Es an Agenturen und Verlage zu schicken. Dann heißt es wieder: Warten. Geduldig sein. Denn es gibt unendlich viele Menschen, die gut schreiben und deren Manuskripte sich auf den Schreibtischen der Literaturverantwortlichen stapeln. Manche von denen reagieren überhaupt nicht - mit oder ohne Ansage: "Wenn wir uns innerhalb von 3 (respektive 4, 5, 6 Monaten) nicht melden, gehen Sie bitte davon aus,dass wir kein Interesse haben..."

 

Einige sind aber in der Lage, innerhalb von ein bis zwei Monaten eine Rückmeldung zu geben. Und einige wenige antworten nach langer, langer Zeit. Mein persönlicher Spitzenreiter liegt bei eineinhalb Jahren Reaktionszeit. Unnötig zu erwähnen, dass es sich um eine Absage handelte. Aber immerhin um eine Antwort.

 

Im Falle einer Zusage dauert es wieder eine Weile, bis das Manuskript auf den Markt kommt. Immerhin ist in dieser Zeit auch einiges zu tun: Die Abstimmung des Buchcovers, Klappentext, Lektorat ... und zum Schluss die endgültige Druckfreigabe. Und dann: Wieder warten, bis das Buch erscheint und wie es sich verkauft.

 

Dann warten auf die nächsten Einfälle. Kreative Geduld. Den Geist öffnen. So tun, als ob man gar nicht wartet. Denn geniale Ideen hüpfen nicht frontal durchs Bild. Sie sind zart und durchscheinend wie Seepferdchen, und sobald man nach ihnen greift, verblassen sie vielleicht. Man ist drauf angewiesen, dass sie als mentaler Beifang ins Netz gehen.

 

Zum Glück haben wir keine Wahl: Wir müssen schreiben. Egal ob es öffentlich wird oder nicht. Die ausgedehnten Phantasiereisen meiner Kindheit unternahm ich schließlich aus Lust am Märchenerfinden und Träumen. Zu diesen Träumen gehörte es auch, eines Tages Schriftstellerin zu sein. Offenbar war ich geduldig genug ...

Jetzt ist schon wieder was passiert ...

Kleine Vorkommnisse versüßen die Lesung

Natürlich bereite ich mich so gut wie möglich auf Lesungen vor. Aber irgendwas ist ja immer - und dann heißt es Improvisieren. Inzwischen mag ich diese Situationen, sie sind das Salz in der Suppe und bringen das Publikum zum Lachen. So wie neulich bei der Lesung im Literaturbrettl, als ich die Textstelle vorlas, an der Gavin - der bitterschokoladenfarbene Labrador - sich mit einem "Wuff" in die Handlung einführt. Just in diesem Moment ließ die Kellnerin etwas fallen.

 

Bei einer anderen Lesung verlor ich kurz die Textstelle - woraufhin ein Gast mich freundlich fragte: "Sollen wir das Licht einschalten?" Ich las in einem ehemaligen Klassenzimmer neben großen Fenstern und hatte noch gar nicht gemerkt, dass es draußen inzwischen ziemlich dunkel geworden war.

 

Jede Störung ist ein willkommener Anlass, mit dem Publikum in Interaktion zu gehen  oder schlicht kurz innezuhalten. Oft ergibt sich wie von selbst ein Bezug zwischen Text und Wirklichkeit. Je nach Veranstaltungsort ist Wirtshauslärm zu hören, Vögel zwitschern (sehr stimmungsvoll, wenn man Gedichte vorliest), Glocken läuten. Unwägbarkeiten gibt es viele und es ist super, wenn man es schafft, das spontan in seine bzw. ihre Lesung einzubauen.

 

Allzu Schlimmes habe ich zum Glück noch nicht erlebt. Weder fiel der Strom aus (und wenn schon - ein Grund, um Kerzen aufzustellen!), noch beschimpfte mich das Publikum. Sollten die Leute einmal nicht nett zu mir sein, werde ich sicherlich auch das bewältigen. Doch dazu gibt es eigentlich keinen Grund; meist steht einem das Publikum sowieso wohlwollend gegenüber.

 

Am schlimmsten wäre es wohl, ich würde meine Textblätter oder das Buch vergessen, aus dem ich vorlesen möchte - ich glaube, das ist ein wiederkehrender Alptraum der meisten Schriftsteller. Dabei fällt mir auf: Ein Schauspieler kann zwar auch den Text vergessen, aber immerhin hat er sein Hirn immer dabei... ich würde dann vielleicht das Smartphone zücken und aus meinem Blog vorlesen. Oder mir ein Buch vom Büchertisch holen. Schlimmstenfalls müsste ich etwas erfinden ...

 

Doch egal was passiert: Als Schriftstellerin hat man ja immer die Möglichkeit, sich später zurückzuziehen und alles schreibend zu verarbeiten :-)

Wie Anfänger ihre Chancen beim Schreibwettbewerb erhöhen

5 ganz einfache Tipps - eigentlich

Schon mehrmals durfte ich in der Jury eines Schreibwettbewerbs mitwirken. Ein hoch spannendes Ehrenamt, bei dem man selber auch viel lernt. Zum Glück erledigt man diese Arbeit nicht alleine, sondern zusammen mit anderen Jurymitgliedern, die sich meist aus Autoren und den Organisatoren des Wettbewerbs zusammensetzt. Dabei stellen die Jurymitglieder ihre eigenen Lesevorlieben hinten an, doch natürlich gibt es keine 100prozentige Objektivität bei Texten und es wird über manche Texte intensiv diskutiert, bis ein Ergebnis gefunden ist, das alle mittragen können.

 

Wie "streng" die Jury mit den Texten ist, hängt auch davon ab, welchen Anspruch und welche Absicht der Wettbewerb verfolgt. Ein paar inhaltliche und formale Grundregeln sollte man aber bei jedem Wettbewerb beherzigen:

 

1. Die Ausschreibung des Schreibwettbewerbs gut lesen

 

"Aber natürlich", werdet ihr jetzt einwenden, "das ist doch selbstverständlich." Trotzdem sieht man manchen Texten an, dass sie schon lange auf der Festplatte schlummern und nur für diesen Wettbewerb zurechtgedengelt wurden. Das kann funktionieren, wenn man zufällig einen passenden Text parat hat oder das Thema weit gefasst ist, doch meistens spürt man als Jurymitglied, ob der Autor wirklich etwas zu dem Thema zu sagen hat oder ob es sich um einen Schubladenfund handelt.

 

2. Die Arbeit nicht der Jury überlassen

 

Genauso wenig nutzt es, ein Gesamtwerk einzuschicken, das die Längenvorgabe überschreitet und bei dem es der Jury überlassen bleibt, sich was Passendes herauszusuchen. Hier gilt das Gleiche wie zuvor: Es ist der Job des Autors, einen Text einzusenden, von dem er überzeugt ist, dass er passt. Fällt euch die Auswahl schwer, nehmt einfach den oder die besten. Oder schreibt einen brandneuen, individuellen Beitrag. Ein Wettbewerbsthema kann eine spannende Schreibanregung sein.

 

3.  Bitte nicht schummeln!

 

A propos Längen- und Mengenvorgabe: In der Ausschreibung steht meistens ganz genau, welchen Umfang die Beiträge haben sollen - entweder in Normseiten oder durch Vorgaben wie Schriftgröße und Zeilenabstand. Was eine Normseite ist, lässt sich einfach herausfinden, zum Beispiel hier.

 

Gerade bei kleineren Schreibwettbewerben ist die Jury sicher nicht so streng und lässt ein paar Zeilen mehr auch durchgehen, wenn der Beitrag ansonsten überzeugt. Aber randlos in Schriftgröße 9 vollgequetschte Seiten - das fällt auf und nervt. Wenn man mehrere Texte einsenden darf, z.B. bei Gedichten, sollte man sich auch an die Maximalzahl halten.

 

4. Bei der Formatierung sparen

 

Die angenehmsten Manuskripte sind mit dem Computer in schwarz auf weiße DIN A 4 - Blätter ausgedruckt oder - ja, auch das gibt es noch - maschinengeschrieben, halten die Formatvorgaben ein und verzichten auf aufwändige Formatierungen. Natürlich kann der Text es erfordern, dass Stellen fett oder kursiv hervorgehoben werden. Aber dann bitte sparsam und einheitlich - und am liebsten nur in einer einzigen, gut lesbaren Schriftart wie Times New Roman oder Arial. Das ist nicht langweilig, sondern schlicht lesefreundlich und lenkt den Blick auf's Wesentliche: Auf die Poesie der Worte, die spannende Handlung oder die überraschende Perspektive des Textes.

 

Ach ja: Illustrationen und Fotos sind ebenfalls tabu, wenn der Wettbewerb nicht explizit danach verlangt.

 

5. Ein Wort zum Schreibhandwerk ...

 

Es gibt Schreibwettbewerbe, bei denen Regionales im Vordergrund steht. Hier können dramatische, biografisch inspirierte Erlebnisse (etwa der Kriegs- und Nachkriegsgeneration) goldrichtig sein, weil sie ein  Stück Regionalgeschichte sind. Doch selbst diesen Texten schadet es nicht, wenn sie den Grundregeln des Schreibhandwerks folgen - und noch viel mehr gilt das für Fiktion und bei Wettbewerben mit einem halbwegs literarischen Anspruch. Das Schreibhandwerk umfasst Themen wie Plot (Handungsaufbau), Figuren, Perspektive, den Umgang mit Erzählzeit und Zeitsprüngen, Sprache, Stil und vieles mehr. Um das zu lernen, gibt es Kurse, Bücher und kostenlose Ratgeber im Internet.

 

Und sucht euch Testleser - am liebsten welche, von denen ihr wisst, dass sie selbst viel lesen und ehrlich zu euch sind. Sie werden vielleicht die Theorie nicht kennen, aber sagen können, ob sie den Text spannend fanden, ob sie sich mit den Figuren identifizieren können und warum. Seid offen für Kritik und entwickelt ein Gespür dafür, welche ihr annehmen wollt (weil sie dem Text gut tut) und welche nicht - und dann setzt euch, nach dem anfänglichen Schock, auf den Hosenboden und überarbeitet den Text noch einmal gründlich - bis hin zur Rechtschreibkorrektur. Denn wie soll ein Text, bei dem es schon an den Grundlagen mangelt, die Jury überzeugen?

 

Ähnliches gilt übrigens auch, wenn ihr Texte an Verlage und Agenturen einreichen wollt. Verschießt euer Pulver nicht zu früh. Arbeitet an euch und euren Texten. Es ist ein Handwerk und kein Geschenk, das irgendwie vom Himmel fällt.

 

Nur Mut!

 

Bei vielen Wettbewerben gibt es nicht nur einen mehr oder weniger hoch dotierten Preis, sondern mehrere, oder es winkt die Veröffentlichung in einer Wettbewerbs-Anthologie. Und das zu schaffen, ist nicht so schwer - die meisten Autoren und Autorinnen haben so angefangen.

 

Aber Vorsicht: Schaut euch die Ausschreibung genau an - für viele Verlage (die ihr nicht in eurer Lieblingsbuchhandlung finden werdet) sind die Anthologien ein Selbstzweck und die Exemplare werden überwiegend von den Autoren und Autorinnen selbst gekauft (manchmal muss man sogar Pflichtexemplare kaufen, und Honorar gibt es sowieso nicht). Ein Indiz ist, wenn kein Preisgeld ausgelobt ist und der Verlag ausschließlich Anthologien herausbringt. Trotzdem macht es natürlich Freude, sich zum ersten Mal gedruckt zu sehen - wenn die Anthologie dann noch schön gemacht ist, kann man ja ein paar davon an Freunde und Verwandte verschenken. Doch übertreiben sollte man es damit nicht.

 

Unterhaltungsliteratur in Zeiten des Terrors

Mein Erstling Brot und Bitterschokolade handelt von einer Frau auf der Suche nach Liebe und einem Mann am Beginn einer neuen Existenz. Beide haben Schwieriges hinter sich, das die Annäherung erschwert. Doch im Grunde führen beide ein ganz normales Leben: Meine Figuren sind Menschen wie du und ich, und ich wünsche mir, dass ihre Geschichte die Leser (die in der Mehrzahl Leserinnen sind) berührt und für eine Weile unterhält.

 

Kann man in der heutigen Zeit noch sowas schreiben? Wo doch die Welt aus den Fugen zu geraten scheint? Dürfen die eigenen Figuren unbehelligt sein von den Trumps und Putins dieser Welt, von Bomben und Terroristen, die Alltagsdinge wie Brauereilastwägen mit mörderischer Absicht in belebte Einkaufsstraßen steuern?

 

Meine Protagonisten sind natürlich auch von dieser Welt und leben in ihr: Gina hat in Kolumbien gelebt und schenkt einer Bettlerin aus Osteuropa Geld und Essen; Marvin bemüht sich laut eigener Aussage "wieder ein ordentliches Mitglied der Gesellschaft zu werden"  - was er eine Weile nicht von sich behaupten konnte. Doch das ist nur der Hintergrund der Liebesgeschichte, es wird nicht zum Hauptthema. So wie die meisten von uns einem Alltag nachgehen, trotz oder gerade wegen der Hiobsbotschaften, die uns tagtäglich erreichen, trotz der kleinen und größeren persönlichen Tragödien, die jede(n) von uns im Lauf des Lebens ereilen. Die Romanhandlung blendet die Welt nicht aus, doch die Weltsicht meiner Figuren ist in dem Ausschnitt ihres Lebens, den ich für die Romanhandlung gewählt habe, vollkommen subjektiv und auf sie selbst bezogen.

 

Ich schreibe nicht nur, ich lese auch gerne Unterhaltungsromane. Auch sie erzählen ja oft von Krisen (ohne Konflikte keine Handlung), führen die Figuren durch Höhen und Tiefen und durch eine Entwicklung, die sie oft am Ende glücklicher erscheinen lässt als zu Beginn. Das gibt mir Freude und Hoffnung - so, wie ich auch guten Freunden nur das Beste wünsche und mit ihnen mitleide, wenn das Leben es mal nicht gut mit ihnen meint. Ich denke, das ist Ausdruck von Empathiefähigkeit und nicht zuletzt rühren gut erzählte Geschichten auch an eigene Erinnerungen und Lebenswünsche. Ein schön geschriebener Unterhaltungsroman lässt mich für eine Weile abtauchen in eine andere Welt.

 

Das ist einfach nur gesund und hilfreich - jedenfalls für mich. Anschließend stelle ich mich gerne wieder der Realität, gestärkt von dem Genuss einer guten Geschichte und vielleicht auch nachdenklich darüber, was das Leben so bereithält. Es geht mir gut, wenn ich aus der Lektüre auftauche, und ich bin zuversichtlich, dass sich wandeln kann, was vorher problematisch schien.

 

Letzte Woche erhielt ich dazu eine berührende Rückmeldung: Nach meiner Lesung in Tegernheim erzählte mir eine ältere Dame von ihrer Kriegskindheit in Regensburg und wie genau sie sich noch an die Kampfflugzeuge erinnere, deren Ziel die Messerschmidt-Werke im Westen waren - und wie schrecklich es war, als dabei auch Bomben auf ihre eigene Wohngegend niedergingen.

 

Jetzt habe sie genug von schlimmen Geschichten. Ich solle weiterschreiben, damit ich wiederkommen und etwas vorlesen könne.

 

Der letzte haijin

In seinem Bonsaigehirn verwahrt er das uralte Wissen. Von einer Generation zur nächsten wurde es weitergegeben, und er ist der letze seiner Art. Er weiß nicht, dass sie ihn künstlich klein halten, ihn von allen Außeneinflüssen abschotten. Er soll sich ganz auf die alte Kunst konzentrieren und ein letztes Mal das Meisterwerk erschaffen - streng in der Form, überraschend in der Wirkung.

Das letzte Haiku - es soll vollkommen sein, danach wird es nichts mehr geben. Es soll das Wissen der Welt in sich vereinen, die Herzen der Diktatoren erweichen, zwischen siebzehn Silben alle Jahreszeiten bergen. Es soll zart sein wie ein Brautschleier, scharf wie ein Schwert und durchschlagend wie ein Meteorit. Sie haben nur eines vergessen, als sie ihn im Elfenbeinturm einschlossen: Wer die ganze Welt in einem Gedicht einfangen will,  sollte auch in ihr gelebt haben.

im Herzen der Stille

auf dem Grund des Meeres ruht das Herz der Stille

ich atme im Takt der Strömung

weit oben am Horizont

ziehen die Schiffe

sie wissen nichts

von mir

ich sinke

ich sinke tiefer

in den Meeresboden

glutrotes Zischen steigt auf

durch meine Hände rinnt Lava

ich sinke der schmelzenden Zeit entgegen