Jetzt ist schon wieder was passiert ...

Kleine Vorkommnisse versüßen die Lesung

Natürlich bereite ich mich so gut wie möglich auf Lesungen vor. Aber irgendwas ist ja immer - und dann heißt es Improvisieren. Inzwischen mag ich diese Situationen, sie sind das Salz in der Suppe und bringen das Publikum zum Lachen. So wie neulich bei der Lesung im Literaturbrettl, als ich die Textstelle vorlas, an der Gavin - der bitterschokoladenfarbene Labrador - sich mit einem "Wuff" in die Handlung einführt. Just in diesem Moment ließ die Kellnerin etwas fallen.

 

Bei einer anderen Lesung verlor ich kurz die Textstelle - woraufhin ein Gast mich freundlich fragte: "Sollen wir das Licht einschalten?" Ich las in einem ehemaligen Klassenzimmer neben großen Fenstern und hatte noch gar nicht gemerkt, dass es draußen inzwischen ziemlich dunkel geworden war.

 

Jede Störung ist ein willkommener Anlass, mit dem Publikum in Interaktion zu gehen  oder schlicht kurz innezuhalten. Oft ergibt sich wie von selbst ein Bezug zwischen Text und Wirklichkeit. Je nach Veranstaltungsort ist Wirtshauslärm zu hören, Vögel zwitschern (sehr stimmungsvoll, wenn man Gedichte vorliest), Glocken läuten. Unwägbarkeiten gibt es viele und es ist super, wenn man es schafft, das spontan in seine bzw. ihre Lesung einzubauen.

 

Allzu Schlimmes habe ich zum Glück noch nicht erlebt. Weder fiel der Strom aus (und wenn schon - ein Grund, um Kerzen aufzustellen!), noch beschimpfte mich das Publikum. Sollten die Leute einmal nicht nett zu mir sein, werde ich sicherlich auch das bewältigen. Doch dazu gibt es eigentlich keinen Grund; meist steht einem das Publikum sowieso wohlwollend gegenüber.

 

Am schlimmsten wäre es wohl, ich würde meine Textblätter oder das Buch vergessen, aus dem ich vorlesen möchte - ich glaube, das ist ein wiederkehrender Alptraum der meisten Schriftsteller. Dabei fällt mir auf: Ein Schauspieler kann zwar auch den Text vergessen, aber immerhin hat er sein Hirn immer dabei... ich würde dann vielleicht das Smartphone zücken und aus meinem Blog vorlesen. Oder mir ein Buch vom Büchertisch holen. Schlimmstenfalls müsste ich etwas erfinden ...

 

Doch egal was passiert: Als Schriftstellerin hat man ja immer die Möglichkeit, sich später zurückzuziehen und alles schreibend zu verarbeiten :-)