Wie Anfänger ihre Chancen beim Schreibwettbewerb erhöhen

5 ganz einfache Tipps - eigentlich

Schon mehrmals durfte ich in der Jury eines Schreibwettbewerbs mitwirken. Ein hoch spannendes Ehrenamt, bei dem man selber auch viel lernt. Zum Glück erledigt man diese Arbeit nicht alleine, sondern zusammen mit anderen Jurymitgliedern, die sich meist aus Autoren und den Organisatoren des Wettbewerbs zusammensetzt. Dabei stellen die Jurymitglieder ihre eigenen Lesevorlieben hinten an, doch natürlich gibt es keine 100prozentige Objektivität bei Texten und es wird über manche Texte intensiv diskutiert, bis ein Ergebnis gefunden ist, das alle mittragen können.

 

Wie "streng" die Jury mit den Texten ist, hängt auch davon ab, welchen Anspruch und welche Absicht der Wettbewerb verfolgt. Ein paar inhaltliche und formale Grundregeln sollte man aber bei jedem Wettbewerb beherzigen:

 

1. Die Ausschreibung des Schreibwettbewerbs gut lesen

 

"Aber natürlich", werdet ihr jetzt einwenden, "das ist doch selbstverständlich." Trotzdem sieht man manchen Texten an, dass sie schon lange auf der Festplatte schlummern und nur für diesen Wettbewerb zurechtgedengelt wurden. Das kann funktionieren, wenn man zufällig einen passenden Text parat hat oder das Thema weit gefasst ist, doch meistens spürt man als Jurymitglied, ob der Autor wirklich etwas zu dem Thema zu sagen hat oder ob es sich um einen Schubladenfund handelt.

 

2. Die Arbeit nicht der Jury überlassen

 

Genauso wenig nutzt es, ein Gesamtwerk einzuschicken, das die Längenvorgabe überschreitet und bei dem es der Jury überlassen bleibt, sich was Passendes herauszusuchen. Hier gilt das Gleiche wie zuvor: Es ist der Job des Autors, einen Text einzusenden, von dem er überzeugt ist, dass er passt. Fällt euch die Auswahl schwer, nehmt einfach den oder die besten. Oder schreibt einen brandneuen, individuellen Beitrag. Ein Wettbewerbsthema kann eine spannende Schreibanregung sein.

 

3.  Bitte nicht schummeln!

 

A propos Längen- und Mengenvorgabe: In der Ausschreibung steht meistens ganz genau, welchen Umfang die Beiträge haben sollen - entweder in Normseiten oder durch Vorgaben wie Schriftgröße und Zeilenabstand. Was eine Normseite ist, lässt sich einfach herausfinden, zum Beispiel hier.

 

Gerade bei kleineren Schreibwettbewerben ist die Jury sicher nicht so streng und lässt ein paar Zeilen mehr auch durchgehen, wenn der Beitrag ansonsten überzeugt. Aber randlos in Schriftgröße 9 vollgequetschte Seiten - das fällt auf und nervt. Wenn man mehrere Texte einsenden darf, z.B. bei Gedichten, sollte man sich auch an die Maximalzahl halten.

 

4. Bei der Formatierung sparen

 

Die angenehmsten Manuskripte sind mit dem Computer in schwarz auf weiße DIN A 4 - Blätter ausgedruckt oder - ja, auch das gibt es noch - maschinengeschrieben, halten die Formatvorgaben ein und verzichten auf aufwändige Formatierungen. Natürlich kann der Text es erfordern, dass Stellen fett oder kursiv hervorgehoben werden. Aber dann bitte sparsam und einheitlich - und am liebsten nur in einer einzigen, gut lesbaren Schriftart wie Times New Roman oder Arial. Das ist nicht langweilig, sondern schlicht lesefreundlich und lenkt den Blick auf's Wesentliche: Auf die Poesie der Worte, die spannende Handlung oder die überraschende Perspektive des Textes.

 

Ach ja: Illustrationen und Fotos sind ebenfalls tabu, wenn der Wettbewerb nicht explizit danach verlangt.

 

5. Ein Wort zum Schreibhandwerk ...

 

Es gibt Schreibwettbewerbe, bei denen Regionales im Vordergrund steht. Hier können dramatische, biografisch inspirierte Erlebnisse (etwa der Kriegs- und Nachkriegsgeneration) goldrichtig sein, weil sie ein  Stück Regionalgeschichte sind. Doch selbst diesen Texten schadet es nicht, wenn sie den Grundregeln des Schreibhandwerks folgen - und noch viel mehr gilt das für Fiktion und bei Wettbewerben mit einem halbwegs literarischen Anspruch. Das Schreibhandwerk umfasst Themen wie Plot (Handungsaufbau), Figuren, Perspektive, den Umgang mit Erzählzeit und Zeitsprüngen, Sprache, Stil und vieles mehr. Um das zu lernen, gibt es Kurse, Bücher und kostenlose Ratgeber im Internet.

 

Und sucht euch Testleser - am liebsten welche, von denen ihr wisst, dass sie selbst viel lesen und ehrlich zu euch sind. Sie werden vielleicht die Theorie nicht kennen, aber sagen können, ob sie den Text spannend fanden, ob sie sich mit den Figuren identifizieren können und warum. Seid offen für Kritik und entwickelt ein Gespür dafür, welche ihr annehmen wollt (weil sie dem Text gut tut) und welche nicht - und dann setzt euch, nach dem anfänglichen Schock, auf den Hosenboden und überarbeitet den Text noch einmal gründlich - bis hin zur Rechtschreibkorrektur. Denn wie soll ein Text, bei dem es schon an den Grundlagen mangelt, die Jury überzeugen?

 

Ähnliches gilt übrigens auch, wenn ihr Texte an Verlage und Agenturen einreichen wollt. Verschießt euer Pulver nicht zu früh. Arbeitet an euch und euren Texten. Es ist ein Handwerk und kein Geschenk, das irgendwie vom Himmel fällt.

 

Nur Mut!

 

Bei vielen Wettbewerben gibt es nicht nur einen mehr oder weniger hoch dotierten Preis, sondern mehrere, oder es winkt die Veröffentlichung in einer Wettbewerbs-Anthologie. Und das zu schaffen, ist nicht so schwer - die meisten Autoren und Autorinnen haben so angefangen.

 

Aber Vorsicht: Schaut euch die Ausschreibung genau an - für viele Verlage (die ihr nicht in eurer Lieblingsbuchhandlung finden werdet) sind die Anthologien ein Selbstzweck und die Exemplare werden überwiegend von den Autoren und Autorinnen selbst gekauft (manchmal muss man sogar Pflichtexemplare kaufen, und Honorar gibt es sowieso nicht). Ein Indiz ist, wenn kein Preisgeld ausgelobt ist und der Verlag ausschließlich Anthologien herausbringt. Trotzdem macht es natürlich Freude, sich zum ersten Mal gedruckt zu sehen - wenn die Anthologie dann noch schön gemacht ist, kann man ja ein paar davon an Freunde und Verwandte verschenken. Doch übertreiben sollte man es damit nicht.