Unterhaltungsliteratur in Zeiten des Terrors

Mein Erstling Brot und Bitterschokolade handelt von einer Frau auf der Suche nach Liebe und einem Mann am Beginn einer neuen Existenz. Beide haben Schwieriges hinter sich, das die Annäherung erschwert. Doch im Grunde führen beide ein ganz normales Leben: Meine Figuren sind Menschen wie du und ich, und ich wünsche mir, dass ihre Geschichte die Leser (die in der Mehrzahl Leserinnen sind) berührt und für eine Weile unterhält.

 

Kann man in der heutigen Zeit noch sowas schreiben? Wo doch die Welt aus den Fugen zu geraten scheint? Dürfen die eigenen Figuren unbehelligt sein von den Trumps und Putins dieser Welt, von Bomben und Terroristen, die Alltagsdinge wie Brauereilastwägen mit mörderischer Absicht in belebte Einkaufsstraßen steuern?

 

Meine Protagonisten sind natürlich auch von dieser Welt und leben in ihr: Gina hat in Kolumbien gelebt und schenkt einer Bettlerin aus Osteuropa Geld und Essen; Marvin bemüht sich laut eigener Aussage "wieder ein ordentliches Mitglied der Gesellschaft zu werden"  - was er eine Weile nicht von sich behaupten konnte. Doch das ist nur der Hintergrund der Liebesgeschichte, es wird nicht zum Hauptthema. So wie die meisten von uns einem Alltag nachgehen, trotz oder gerade wegen der Hiobsbotschaften, die uns tagtäglich erreichen, trotz der kleinen und größeren persönlichen Tragödien, die jede(n) von uns im Lauf des Lebens ereilen. Die Romanhandlung blendet die Welt nicht aus, doch die Weltsicht meiner Figuren ist in dem Ausschnitt ihres Lebens, den ich für die Romanhandlung gewählt habe, vollkommen subjektiv und auf sie selbst bezogen.

 

Ich schreibe nicht nur, ich lese auch gerne Unterhaltungsromane. Auch sie erzählen ja oft von Krisen (ohne Konflikte keine Handlung), führen die Figuren durch Höhen und Tiefen und durch eine Entwicklung, die sie oft am Ende glücklicher erscheinen lässt als zu Beginn. Das gibt mir Freude und Hoffnung - so, wie ich auch guten Freunden nur das Beste wünsche und mit ihnen mitleide, wenn das Leben es mal nicht gut mit ihnen meint. Ich denke, das ist Ausdruck von Empathiefähigkeit und nicht zuletzt rühren gut erzählte Geschichten auch an eigene Erinnerungen und Lebenswünsche. Ein schön geschriebener Unterhaltungsroman lässt mich für eine Weile abtauchen in eine andere Welt.

 

Das ist einfach nur gesund und hilfreich - jedenfalls für mich. Anschließend stelle ich mich gerne wieder der Realität, gestärkt von dem Genuss einer guten Geschichte und vielleicht auch nachdenklich darüber, was das Leben so bereithält. Es geht mir gut, wenn ich aus der Lektüre auftauche, und ich bin zuversichtlich, dass sich wandeln kann, was vorher problematisch schien.

 

Letzte Woche erhielt ich dazu eine berührende Rückmeldung: Nach meiner Lesung in Tegernheim erzählte mir eine ältere Dame von ihrer Kriegskindheit in Regensburg und wie genau sie sich noch an die Kampfflugzeuge erinnere, deren Ziel die Messerschmidt-Werke im Westen waren - und wie schrecklich es war, als dabei auch Bomben auf ihre eigene Wohngegend niedergingen.

 

Jetzt habe sie genug von schlimmen Geschichten. Ich solle weiterschreiben, damit ich wiederkommen und etwas vorlesen könne.